Elisabeth von Aragón

Dokument 06

Ein gerüttelt Maß an Freud und Leid verbuchen beide Kontrahenten um die Thronnachfolge Kaiser Heinrichs VII. († 1313), Kollateralschäden inklusive: Das Ringen zwischen dem Wittelsbacher Ludwig von Bayern und dem Habsburger Friedrich dem Schönen überschattet das Leben von dessen Gattin Elisabeth von Aragón.

Am 4. Juli 1330 überträgt Königin Elisabeth, die Witwe Friedrichs des Schönen, den Ertrag von zwei Weingärten in Klosterneuburg ihrer unverheirateten Hofdame Margarethe von Tribuswinkel. Wenige Tage später, nämlich am 12. Juli 1330, stirbt die gerade einmal 30-jährige Spanierin nur fünf Monate nach dem Ableben ihres Mannes in der Steiermark. Dabei hatte im Februar 1312 alles so vielversprechend begonnen: Der habsburgische Herzog Friedrich, mit dem Beinamen „der Schöne“, hatte seine Gesandten zur Brautwerbung an den aragonesischen Hof zu König Jayme II. geschickt. Die Wahl Friedrichs war auf die spanische Infantin Isabella aufgrund ihres hohen Adels und ihrer Schönheit und nicht – wie im Brief, den der Gesandte mit sich führte, ausdrücklich erwähnt wird – wegen des Vermögens ihres Vaters gefallen. Die Schönheit Isabellas mag einer der Faktoren für Friedrichs Bestreben gewesen sein; im Vordergrund standen aber sicher politische Interessen an einer verstärkten Verbindung des Hauses Habsburg mit dem aragonesischen Königtum.

Obwohl König Jayme der Verbindung wohlgesonnen war, zogen sich die Verhandlungen hin. Erst im Oktober 1313 wurde die Heirat zunächst durch Bevollmächtigte Friedrichs am spanischen Hof rechtsgültig; kurze Zeit später war Isabella schon in Richtung Nordosten unterwegs. Im Jänner 1314 wurden in Judenburg die Hochzeitsfeierlichkeiten – nun auch im Beisein des Bräutigams – wiederholt. Elisabeth, wie sie nun genannt wurde, fühlte sich in ihrer neuen Heimat wohl, die Ehe schien harmonisch zu sein, und Friedrichs Aussichten auf die Königskrone des Heiligen Römischen Reiches waren glänzend.

Jedoch waren sich die Kurfürsten nach dem Tod Kaiser Heinrichs VII. uneinig über einen Nachfolger. Mehrere Kandidaten kamen dafür infrage. In Ludwig dem Bayern hatte Friedrich einen ernsthaften Konkurrenten – im Oktober 1314 wurden schließlich beide von den gegnerischen Lagern zum König gekrönt. Friedrich wurde durch die richtige Person, nämlich den Erzbischof von Köln, mit den echten Krönungsinsignien, aber am falschen Ort – in Bonn – gekrönt. Ludwig hingegen wurde am richtigen Ort – in Aachen –, aber durch die falsche Person, den Mainzer Erzbischof, eine Ersatzkrone auf das Haupt gesetzt. Im Mai des darauffolgenden Jahres wurde auch Friedrichs Ehefrau Elisabeth im Münster von Basel vom Kölner Erzbischof zur Königin gekrönt.

Es gab nun also zwei Könige, und beide setzten alles daran, ihre Herrschaft zu behaupten. Dieser Konflikt führte zu langwierigen kriegerischen Auseinandersetzungen, die sich über Jahre hinzogen und schließlich im September 1322 in der Entscheidungsschlacht bei Mühldorf gipfelten. König Friedrich wurde von König Ludwig gefangen genommen und im Anschluss auf Schloss Trausnitz festgehalten. Dort verbrachte der unterlegene König die nächsten Jahre. Seine Ehefrau war von den Ereignissen schwer erschüttert; die zeitgenössischen Quellen sprechen davon, dass Elisabeth sich Wallfahrten, schweren Kasteiungen und Fasten unterzog.

1325 schien sich das Blatt zu wenden: Ludwig musste nachgeben, Friedrich wurde freigelassen und erneut als König eingesetzt. Der Papst erkannte Ludwig nach wie vor nicht an und hatte ihn 1324 exkommuniziert, und Friedrichs Bruder Leopold unterstützte König Karl IV. von Frankreich in seinen Bemühungen um den römischen Thron.

Vor diesem Hintergrund strebte Ludwig eine Beendigung des Konflikts mit Friedrich an. Mit dem Vertrag von Trausnitz vom 13. März 1325 erfolgte die Freilassung Friedrichs, und am 5. September 1325 wurde der Vertrag von München zwischen den beiden bisherigen Kontrahenten geschlossen. Der Inhalt des Vertrags ist so erstaunlich, dass die Forschung lange an seiner Echtheit zweifelte: Es wurde ein Doppelkönigtum vereinbart, in dem bei- de als gleichberechtigte Partner regieren sollten. Zwei Könige teilen sich ein Reich – für dieses Szenario gab es im römischen Königtum bis dato keine Vorbilder. Es erschien nicht praktikabel, und das Abkommen wurde auch nur ansatzweise eingehalten. Letztlich trug der Vertrag hauptsächlich dazu bei, dass Friedrich nach der Niederlage bei Mühldorf sein Gesicht wahren konnte: Er führte weiterhin den Titel eines römischen Königs, trat aber bis zu seinem Tod am 13. Jänner 1330 hauptsächlich in den habsburgischen Gebieten als solcher auf.

Seine Frau Elisabeth, die kurz nach seiner Rückkehr erkrankt war und als Folge der Krankheit erblindete, folgte ihm nur wenig später in den Tod. Sie starb auf der Burg Strechau in der Steiermark. Ihr Leichnam wurde nach Wien überführt und in der von ihr gestifteten Ludwigs-Kapelle in der Minoritenkirche bestattet.

Die königliche Hoheit Elisabeths findet Ausdruck in dem besonders schön gearbeiteten und auch sehr gut erhaltenen Majestätssiegel mit der Umschrift:

+ ELIZABETH ∙ DEI ∙ GRACIA ∙ ROMANORUM ∙ REGINA

Es zeigt Königin Elisabeth, die auf einem mit gotischen Spitzbögen geschmückten Thron sitzt. Sie trägt unter der Krone einen langen Schleier und ist mit einem Kleid und darüber einem Mantel bekleidet. Ihre linke Hand hält sie mit ausgestrecktem Zeige- und Mittelfinger an die Mitte der Brust, in ihrer Rechten hält sie den Reichsapfel. Im damaszierten, also mit Rankwerk geschmückten, Siegelfeld ist zu ihrer Linken noch der einköpfige Reichsadler zu sehen.

– Kathrin Kininger –

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Elisabeth von Aragón

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4. Juli 1330, Strechau. Elisabeth von Aragòn – spanische Prinzessin, österreichische Herzogin und römisch-deutsche Königin überträgt ihrer Hofdame Margarete von Tribuswinkel zwei Weingärten in Klosterneuburg.